LINZER KUNSTSALON 2025 - HOFKABINETT
Beim Linzer Kunstsalon 2025 zeigt das Hofkabinett Arbeiten von Ekaterina Fischnaller, Auguste Kronheim und Leo Schatzl, allesamt Persönlichkeiten, mit denen das Hofkabinett schon seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, bzw zusammengearbeitet hat. Dies ergab sich teils aus historischen, als auch aus freundschaftlichen Bezügen.
HOFKABINETT
Das Hofkabinett wurde 1969 von Otto Bejvl als Bejvls Hofkabinett gegründet und 1970 von Josef Fischnaller übernommen.
Bejvl und Fischnaller waren im Jahre 1958 beide Mitglieder der Künstlergruppe Schableder, gemeinsam mit Erich Ruprecht(er) und Engelbert Kliemstein hatten sie ihr Atelier im Schablederhof. Aus dieser Vereinigung ging die Galerie Kliemstein hervor, die erste private Kunstgalerie in Linz seit 1945.Nach dem frühen Tode Kliemsteins übernahm Otto Bejvl die Galerie, übersiedelte zuerst in die Badgasse, danach in die Hofgasse. 1982, nach dem Tode Bejvls, übernahm Paul Fischnaller, der Sohn von Josef, das Hofkabinett und führt diese bis zum heutigen Tag. Das Hofkabinett ist somit die älteste noch bestehende Kunstgalerie in Linz. Im Jahre 1965 gründete Josef Fischnaller die Donauschule Linz, zu deren Mitgliedern auch Auguste Kronheim zählte.
EKATERINA FISCHNALLER
Ihre Arbeiten überzeugen durch die poetische, zärtliche Hingabe und einer subtilen Technik, die die Essenz ihrer Arbeiten ausmachen. In Serien behandelt sie Themen wie Tropfen, Übergänge, Fantasmi (Geister) oder Plant (Pflanzen), welche in ihrer aktuellen Ausstellung im Hofkabinett noch bis 21. November zu sehen sind. Geboren in Gorki, UdSSR, ist die studierte Architektin seit 2001 als freischaffende Künstlerin tätig. 2005 kam sie nach Linz und bereichert seit damals die Künstlerinnenszene mit der ihr eigenen Kunstauffassung.
Arbeitsstipendien, Residenzen, Ausstellungen und öffentliche Ankäufe im In- und Ausland weisen auf die große Resonanz ihrer künstlerischen Arbeiten hin. Bei der Berliner Liste 2016 wurden ihre Werke von der renommierten Kunstzeitschrift „widewall“ als besonders wertvoll hervorgehoben. Ekaterina Fischnaller zeigt Beispiele aus der Serie „Fantasmi“, die zum ersten Mal 2017 in Paliano, Italien, ausgestellt wurde.
Wiltrud Katharina Hackl sagt über diese Serie:
Die Fantasmi bestehen, auch immer noch oder sind immer noch aufgeladen in diesen aktuellen Auseinandersetzungen mit einem Fremden, sie stehen für das Fremde. Und dieses Fremde ist etwas und da kommen wir vielleicht zu einer sehr zeitgemäßen Aussage, die du da triffst, dieses Fremde ist etwas, von dem Ekaterina sagt, dem sollten wir positiv gegenüberstehen, weil es so bereichert. Dem sollten wir so begegnen, dass wir es auch befragen können. Ich würd sogar so weit gehen, dass man sagt, dieses Fremde, das könnte man auch bitten, uns ein bisschen an der Hand zu nehmen und uns herumzuführen in den Bildern. Also das Fremde kann durchaus auch ein Gastgeber sein. (2024)
Also ihre künstlerische Erfahrung ist die Erfahrung eines sehr zeitgenössischen, aktuellen Abstraktionismus (Boris Brollo, 2017)
AUGUSTE KRONHEIM
Die Doyenne des zeitgenössischen österreichischen Holzschnittes wurde erst 2017 mit einer großen Retrospektive im Stadtmuseum NORDICO Linz gewürdigt. Überdies sind ihre Werke die große Wiederentdeckung bei der Eröffnungsausstellung der Albertina Modern.
Von Auguste Kronheim zeigt das Hofkabinett beim Kunstsalon Linz mehrere selten zu sehende Holzschnittserien, die die Künstlerin einzigartig handkolorierte.
„Zhang Zhung“ – Himmelsreisen – ‚Mein Weg ist der Saum einer purpurnen Wolke‘.
Auguste Kronheim verbrachte viele Monate in Nepal, wo sie buddhistische Mönche beim Bau eines Tempels unterstützte. Aus dieser Zeit stammt der Zyklus „Zhang Zhung“, auch als „Schang-Schung“ bezeichnet. Dieser Titel bezieht sich auf eine ausgestorbene tibetanische Sprache. Diese Serie veranschaulicht mit kräftiger Farbgebung grundsätzliche Erkenntnisse buddhstischer Philosophie, hintergründig, vielschichtig, auch für einen europäischen Blick äußerst ansprechend.
10 handkolorierte Holzschnitte
„Die Krankheit zum Tode“ – Für Hermann Flasch
Dieser Zyklus thematisiert das kurze Leben des Hermann Flasch, eines Aktivisten aus der Gruppe um Otto Mühl.
Der „große Plan“ des Muehl-Mitarbeiters Flasch war von Herbert Stumpfl mehrmals prahlerisch angekündigt worden, er wurde im Kreis von Muehl-Bewunderern ausgeheckt. Im Hinterzimmer der Muehl-Kommune in der Praterstraße bastelte Hermann Flasch mit Interessenten an Sprengkörpern (was mir Otto Muehl und Otmar Bauer mitteilten). Man wollte Sprengstoffbriefe an verschiedene Politiker (darunter die ÖVP-Abgeordnete Hubinek) und Institutionen schicken, aber alle Spuren sollten auf Hermann Flasch weisen. Schließlich würde ihn die Polizei finden — tot. Der Selbstmord sollte nach einer genau ausgearbeiteten Happening-Partitur vor sich gehen und gefilmt werden. Flasch hoffte, daß die Presseberichte, der Film und die Veröffentlichung seines Nachlasses im NEUEN FORVM (vgl. NF September/Oktober 1973) andere junge Leute „auf der ganzen Welt“ dazu veranlassen würden, ebenfalls „alles hinzuschmeißen“ und sich zum Protest gegen dieses „Leben in einer Hölle“ auch umzubringen.
14 handkolorierte Holzschnitte, ein schwarzweisser Holzschnitt
„Hell wie der lichte Tag“
In dieser Serie betrachtet Auguste Kronheim den Arbeitsalltag einer am Fließband einer Leuchtmittelfabrik beschäftigten Frau. Die ständige Eintönigkeit des Glühbirnentestens führt zu phantasievollen Imaginationen bis hin zur beinahe hallizunatorischen Auflösung der Protagonistin.
Anlässlich der Ausstellung „Amazons of Pop!“ im Kunsthaus Graz (22.04. - 28.08.2022) heißt es im Podcast:
„Darin lassen sich zwei wichtige Themen erkennen, die Kronheim immer wieder aufgreift: Erstens die Kritik an der Industrialisierung und dem Massenkonsum, die mitverantwortlich waren für die gesellschaftlichen Missstände, und zweitens das stereotypische Bild der Frau und die ihr von der männlichen Gesellschaft zugewiesene Rolle. Um dieses zu kritisieren, greift sie gerne auch zu provokanten Darstellungen und Überzeichnungen.“
16 handkolorierte Holzschnitte
„Durchs Wilde Kurdistan“
Eine prägnante Serie zum Thema Sexualität aus weiblicher Sicht, Keuschheitsgürtel und Sex-Spielzeuge zeugen von der Unterdrückung und Instrumentalisierung des weiblichen Geschlechtes.
10 handkolorierte Holzschnitte, 9 davon in der Ausstellung.
LEO SCHATZL
Schatzl studierte an der Kunstuniversität Linz Visuelle Gestaltung bei Laurids Ortner und Metallgestaltung bei Helmuth Gsöllpointner. Ab dem Studiumabschluss 1987 arbeitete er als freischaffender Künstler unter anderem in Zusammenarbeit mit der Stadtwerkstatt in Linz, dem Kunstraum Freihaus in Wien und dem Künstlerkollektiv Time’s Up. Seit 1992 unterrichtet er auch an der Kunstuniversität Linz.
Seine künstlerische Arbeit umfasst interdisziplinäre Rauminstallationen, Kunst im öffentlichen Raum, Objektgestaltung und bildgebende Medien. Im Hofkabinett stellte Leo Schatzl bereits 1986 zum ersten Mal aus.
Seine künstlerische Arbeit umfasst interdisziplinäre Rauminstallationen, Kunst im öffentlichen Raum, Objektgestaltung und bildgebende Medien. Im Hofkabinett stellte Leo Schatzl bereits 1986 zum ersten Mal aus.
2010 erhielt Schatzl den Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz.
Weiters verzeichnet er Stipendien, Auszeichnungen, Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, u. a. Teilnahme an der 26. Bienal Internacional de São Paulo 2004, Brasilien, zahlreiche Kunstprojekte, Film- und Videovorführungen.
Das Hofkabinett zeigt Malerei auf Lederkarton (1987) sowie ausgesuchte Beispiele seiner Werkreihen „Lichtzeichnungen“ und „Entwerden der Dinge“. Schatzl gilt als Vertreter einer avantgardistischen Kunstszene in Linz. Auch in seiner Arbeit mit Studierenden begibt er sich immer wieder auf neue Wege der künstlerischen Arbeit.
Ekaterina Fischnaller, "Ich denke an dich", 108 x 43.5 cm, Tusche auf Leinwand, 2023
Auguste Kronheim, "Zhang Zhung", 32.5 x 42.5 cm, Serie von Holzschnitten, koloriert, 1992
Auguste Kronheim, "Die Krankheit zum Tode", 35 x 23 cm, Serie von Holzschnitten, koloriert, 1973
Auguste Kronheim, "Durchs wilde Kurdistan", 105 x 70.5cm, Serie von Holzschnitten, koloriert, 1982
Auguste Kronheim, "Hell wie der lichte Tag", 33 x 23 cm, Serie von Holzschnitten, koloriert, 1972
Leo Schatzl, "hellblauer Kopf", 43 x 33.3 cm, Acryl/Lederkarton, 1987
